Nachhaltig im Rennsport erfolgreich

Hans-Bernd Kamps

By In Wirtschaft

Hans-Bernd Kamps betreibt in Lohne das Motorsportteam Project1, organisiert Events und fördert Nachwuchsfahrer. Jetzt hilft der umtriebige Geschäftsmann dabei, Rennwagen klimafreundlicher zu machen.

Hans-Bernd Kamps zündet den Turbo. Mal wieder. Diesmal soll er nachhaltig sein. Und zwar in vielerlei Hinsicht. Der Gründer und Leiter des Rennsportteams Project1 und der dazugehörigen Vermarktungsagentur möchte die Boliden mit 600 PS und mehr Antriebsleistung klimafreundlicher machen. Dafür arbeitet sein Unternehmen mit dem Rennstall „Four Motors“ von Smudo – dem Sänger der Fantastischen Vier – zusammen. „Wir erfinden uns immer wieder ein Stück neu“, sagt der 65-Jährige.

Wer hätte gedacht, dass sich aus einer Reifenwerkstatt einmal ein Global Player in Sachen Motorsport entwickelt? Die Liebe zum Auto wurde Kamps in die Wiege gelegt. Schon sein Großvater baute in einer Schmiede Fahrzeuge. „Er hat wie wir heute die Mobilität optimiert“, sagt Kamps. Im Jahr 1978 zieht die Werkstatt von Nordhorn nach Dinklage und nennt sich Reifen Kamps. Der junge Hans-Bernd fährt zu dieser Zeit schon die ersten Rennen. Niemals richtig zufrieden Durch die vielen Kontakte in die Motorsportszene wandelt sich die Werkstatt in ein Car-Performance-Unternehmen. Wie lässt sich ein Rennwagen optimieren? An welchen Stellschrauben lassen sich noch einige Zehntelsekunden herausholen? Damit befasst sich Kamps bis heute. Zufrieden ist er fast nie. Und wenn doch, dann nur kurz.

„Die Belastungen für Auto und Fahrer sind unvorstellbar bei einem Rennen.“

Hans-Bernd Kamps

Im Jahr 2003 zieht Kamps mit seinem Team auf die andere Seite der Autobahn in den Motorpark Lohne. Die Werkstatt wächst. Er engagiert junge Fahrer und macht sie besser. Er gründet die Speed Academy und gewinnt die Deutsche Post als Sponsor. Wenig später geht Kamps-Schützling Timo Glock als vielversprechender Nachwuchsfahrer in die Formel 1. Einige Jahre später bereitet sich auch Nico Hülkenberg mit der Speed Academy auf die höchste Rennklasse vor. Wer durch die Werkstatt geht, sieht dort zahlreiche Porsche stehen – wobei nur das äußere an den Sportwagen aus Zuffenhausen erinnert. Das Innere der Boliden steckt voller Schläuche und Kabel. „Es ist schon eine Ehre, einen Porsche für eine Rennserie zu bekommen“, weiß Kamps. Nur wenige Firmen dürfen bei Rennen mitfahren. Der Hersteller möchte seine Fahrzeuge in guten Händen wissen. Sie schrauben die Autos einmal komplett auseinander und setzen sie wieder zusammen. Bis alles optimal läuft, dauert es mehrere Monate. „Rennen sind eigentlich entstanden, um die Autos für die Massenproduktion besser zu machen und zu testen“, weiß Kamps. Und auch wenn das
Marketing bei Rennen inzwischen auch einen wichtigen Platz einnimmt, versucht der Lohner, Erkenntnisse zu gewinnen. „Die Belastungen für Auto und Fahrer sind unvorstellbar hoch bei einem Rennen“, sagt er. So könne ein einziges Rennen das komplette Straßenleben eines Autos simulieren.

Das erfolgreiche Team vom24-Stunden-Rennen in Le Mans.

Der größte Erfolg für Project1: In der Klasse FIA WEC gewinnt das Kamps-Team im Jahr 2019 die prestigeträchtigen 24-Stunden- Rennen von Le Mans und die Weltmeisterschaft mit noch weiteren Langstreckenrennen. Dafür muss jedes Rädchen ineinandergreifen. Nicht nur im Auto. Auch das Team muss funktionieren, beim Reifenwechsel, vorab beim Einstellen des Fahrzeugs, die Fahrer und weiteren Abläufen. „In solchen Prozessen sind wir stark“, betont Kamps. So stark, dass auch andere Firmen, die mit Motorsport nichts zu tun haben, ihn darum bitten, beispielsweise die Herstellung eines Produkts zu optimieren.

Ein weiteres Geschäftsfeld ist für Project1 die Organisation von Events rund um den Motorsport. Die Agentur organisiert für Unternehmen Fahrtrainings mit Rennfahrern, entwickelt VIP-Veranstaltungen und vieles mehr. Als die Corona-Krise Anfang des Jahres 2020 auch den Rennsport erfasst, steht Kamps vor der großen Frage, wie und ob es weitergehen soll. Die Rennwagen müssen in der Garage bleiben. An Events ist auch nicht mehr zu denken. Kamps zögert nicht lange und eröffnete einen Service für Porsche-Liebhaber.


Seitdem, restaurieren, optimieren und tunen das Team die alten und noch jungen Schätzchen der zahlungskräftigen Fahrerinnen und Fahrer. Teilweise nehmen sie wie bei den Rennfahrzeugen das Auto bis auf die letzte Schraube auseinander. Alle, wirklich alle Teile werden von Grund auf gereinigt und vom Öl befreit und schließlich wieder zusammengesetzt. Die Arbeit nimmt laut Kamps mehrere Wochen in Anspruch.

Der „Öko-Porsche“: Project1 war bei der Entwicklung eines Bio-Concept-Cars dabei.

Flachsfaser und Recycling-Öl

Corona hat für Kamps auch das Thema Nachhaltigkeit beschleunigt. Die Motorsportbranche steht unter Druck und kann sich der Klimadiskussion nicht mehr entziehen, weiß der Lohner. Also tüfteln seine Experten, gemeinsam mit dem Team Four Motors derzeit am möglichst klimaneutralen Rennwagen, dem „Bioconcept Car“. So werden die von Four Motors, dem Team rund um Smudo, eingesetzten Fahrzeuge nur mit aufbereitetem Altöl befüllt. „Das spart 80 Prozent CO2“, erläutert Kamps. Das Benzin enthält zu 20 Prozent Biosprit – normales Benzin enthält davon nur fünf oder zehn Prozent – und letztere kommen bei vielen Autofahrern überhaupt nicht gut an, obwohl das laut Kamps völlig unbegründet ist. Bestimmte Bauteile wie Kotflügel werden nicht mehr aus Karbonfaser sondern aus den Fasern der nachwachsenden Flachspflanze hergestellt.

Neben vielen Projektpartnern und Herstellern, die Project1 koordiniert, hat Kamps auch das Jade-Innovationszentrum in Wilhelmshaven mit an Bord geholt. Kamps glaubt, dass das Bioconcept Car wenn nicht klimaneutral, dann wenigstens deutlich klimafreundlicher als heutige Rennfahrzeuge sein kann. „Viele Menschen erzählen uns nur immer, dass etwas nicht funktioniert“, sagt Kamps. „Aber ich möchte daran arbeiten, dass es funktioniert.“


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