Damit der Sessel nicht quietscht

Jens Burwinkel

By In Wirtschaft

Die Firma Eftex sorgt mit einer simplen aber genialen Erfindung für mehr Sitzkomfort. Millionen von Menschen hocken aus einem Kunststoffteil aus Lohne.

Manche Erfindungen sind so einfach wie genial. Diese hier ist klein, weiß und aus Kunststoff. Sie nennt sich Rapid-Clip, kommt aus Lohne und sorgt dafür, dass Ohrensessel nicht mehr quietschen. In mehr als 130 Millionen Polstermöbeln sind die kleinen Kunststoffteile inzwischen verbaut – im Ikea-Sessel ebenso wie im Rolf-Benz-Sofa. Diese und viele andere Markenartikler setzen auf Know-how aus Lohne. Das Gesicht hinter dem Rapid-Clip ist Jens Burwinkel, Familienvater, Wirtschaftsingenieur, Unternehmer. Seine Firma: die Eftex Zubehörtechnik GmbH & Co. KG an der Landwehrstraße.

Kein Metall, kein Quietschen

Dort wummert, brummt und surrt es in der Werkshalle. Im Eiltempo schießen die kleinen weißen Clips aus den Spritzgussmaschinen. Um zu demonstrieren, wie er es geschafft hat, dass Sofas und Sessel heute nicht mehr quietschen, zeigt Jens Burwinkel eine lange Holzlatte, auf der weiße Haken montiert sind, die Rapid-Clips. „Die meisten Polstermöbelhersteller“, erklärt er, „nutzen Wellenfedern aus Stahl für ihre Basisfederung. Diese verhindern, dass Sitzflächen Kuhlen bekommen. Früher waren die Wellenfedern mit Metallklammern befestigt. Weil Metall auf Metall quietscht, haben wir einen Kunststoffhaken erfunden, der die Federung hält.“ Dank ihm quietscht hier nichts mehr: Kein Metall, kein Quietschen. Ein denkbar einfaches Prinzip – und doch so komplex, dass Mitbewerber das Nachsehen haben. Denn Eftex ist Marktführer bei der Befestigung der Wellenfedern.


Jens Burwinkel zeigt seine Erfindung: Den Rapid-Clip, der an Millionen von Polstermöbeln verbaut ist.

Keiner liefert die Qualität wie der Lohner Familienbetrieb. „Die Kunst ist es, ein sehr günstiges Produkt herzustellen, das eine extreme Dauerbelastung aushält.“ Über die Jahre – der erste Rapid-Clip ging bereits 1988 vom Band – hat das Unternehmen nicht nur an der Halterung selbst getüftelt. Eftex hat um die Kunststoffbefestigung herum ein ganzes System gebaut. „Wir stellen nicht nur den Clip her, wir liefern auch die Maschinen, mit denen er in die Holzleisten angeschossen wird. Halbautomatisch, vollautomatisch – wie es die Möbelproduzenten wünschen. Das macht unseren Clip so effizient und interessant.“

Der Chef verkauft persönlich

In Jens Burwinkels Stimme schwingt Stolz mit – und auch ein wenig Staunen. „Das hätte ich nie gedacht, dass mich dieses Produkt einmal durch die ganze Welt bringt.“ Von Skandinavien bis Südafrika, von Mexiko bis China fliegt der 44-Jährige inzwischen über Längen- und Breitengrade hinweg, um seinen Clip zu verkaufen und vor allem die Maschinen zu installieren. Denn das ist Chef-Sache.

Eftex ist ein Betrieb mit 24 Mitarbeitern: Schlosser, Kunststofftechniker, Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Wirtschaftsingenieure und natürlich Bürokräfte arbeiten in dem Unternehmen. Es produziert nicht nur den Rapid-Clip, sondern noch viele weitere Produkte wie Sitzkomponenten für die Autoindustrie, Filtergehäuse für Lüftungsanlagen oder Anschlusselemente für Glasfaserkabel.

35 Prozent schneller

Jens Burwinkel fliegt derweil um den Erdball und findet dabei immer wieder neue Möglichkeiten, den Rapid-Clip und seine Verarbeitung zu optimieren. „Bei einem Kunden haben wir mit einer Kamera den gesamten Montageprozess des Rapid-Clips gefilmt und anschließend die komplette Maschine auf den Kopf gestellt. Am Ende waren wir noch einmal 35 Prozent schneller.“ Genial einfach. Einfach genial.

Leave a Comment